Sonntag, 27. September 2015

Vergleich von Aktivantennen III - Wellbrook ALA-1530S+ vs. MegaLoop ML-200 vs. Stück Draht mit MTFT



Notwendige Vorbemerkung:
Ich arbeite bei WiMo, wir vertreiben u.a. Produkte der Fa. Bonito , deren Antenne (ML-200) ich hier teste. Das legt natürlich eine gewisse Vorspannung nahe, ich bemühe mich aber um eine neutrale und faktenbasierte Betrachtung.


Im September 2015 bekam ich von Dennis (Bonito) eine neue, überarbeitete ML-200 Aktivantenne zum Testen. Diese neue Version soll noch bessere Pegel bei geringerem Rauschen bieten, allerdings ist auch der Preis gestiegen. Zusammen mit der anonymen Aufforderung aus einem Blog-Kommentar zum früheren Test, doch auch mal eine billige Drahtantenne in den Vergleich mit aufzunehmen hatte ich wieder genug Anlass zum spielen ernsthaften arbeiten mit Antennen.

tl;dr:
Die ML-200 hat enorme Stärken auf LW und MW, und ist OK auf der unteren Kurzwelle. Der billige Draht hält sich auf KW ganz tapfer und ist da sicher die preiswerteste Alternative, wenn man ihn weit genug vom Haus (Rauschen) entfernt und frei und hoch aufbauen kann. Die Wellbrook zeigt ggü. der ML-200 auf LW und MW Schwächen bei nur wenig geringeren Abmessungen. Auf KW ist die ALA teilweise im Vorteil.





Testaufbau


Die Wellbrook ALA-1530S+ sitzt an der Spitze eines ca. 6m hohen Alumastes, die ML-200 hängt am gleichen Mast unmittelbar darunter. Der Drahtschleife mit ca. 5m Umfang ist auf ein Rechteck von ca. 1 x 1.5m aufgespannt. Da diese Schleifenantennen eine Richtwirkung aufweisen, wurden beide Schleifen in der gleichen Orientierung aufgebaut. Der Alu-Mast mit den Aktivantennen steht direkt am Haus und ist etwas höher als das Haus.

Der 12m Draht steht völlig frei und vertikal auf einer 12m hohen Angelrute, die in einem schweren Mastfuß steckt, ohne Abspannung. Am Fußpunkt in ca. 30cm Höhe hängt ein WiMo 1:9 Magnetic Balun (aka UNUN, aka MTFT).  Diese Antenne steht ca. 5m vom Haus entfernt, angeschlossen über ca. 12m Aircell-7.


Hier ein (schlechtes) Bild der drei Antennen... links der Alumast mit der ALA-1530S+ oben, dadrunter die ML-200. Hinten sieht man die Angelrute, die die 12m Draht trägt.


Alle Antennen werden über einen 4-fach Koaxschalter auf einen Elad ASA-15 Antennenverteiler geschaltet (PreAmp aus, Abschwächer aus). Vom Antennenverteiler geht es zu verschiedenen Empfängern. Als Empfänger kam ein RFspace Cloud-IQ zum Einsatz, die Software ist Moetronix SpectraVue Ver. 3.37.
Einstellungen Cloud-IQ, wenn nicht anders angegeben:

  • -20 dB Attenuator
  • Bandwidth 1MHz (122.8MS/s, 'decimation factor' 100, RBW 38 Hz)
  • FFT Averaging: 2
  • Smoothing: 2
Warum der 20dB Abschwächer? Weil der Cloud-IQ sehr empfindlich ist und schnell mal "Overload" anzeigt, und weil die hier getesteten Aktivantennen teilweise brutale Pegel liefern.




Lang- und Längstwelle


Ich fange von unten an, mal gucken wie es auf Lang- und Längstwelle aussieht. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen bei den Antennen ganz schnell, denn die Signale sind meist nicht sehr stark und das Rauschen hoch.

Spektrogramm Längstwelle

 Im Spektrogramm sieht man eigentlich schon alles was man braucht. Unten (zeitlich älter) die ALA-1530S+, dann die ML-200, dann der Draht. Trotz des esentlich stärkeren Rauschens der ML-200 ist die Hörbarkeit/Verständlichkeit wesentlich besser. Ein Blick auf das alles entscheidende Signal/Rauschverhälnis (SNR) zeigt wieso.
Auf 23.4kHz sendet die deutsche Marine ein gut empfangbares FSK Signal. Hier habe ich die Pegel in Stellung CW mit ca. 550Hz Filterbreite gemessen, und im Vergleich dazu das Rauschen jeder Antenne ca. 10 kHz höher, auf einer Frequenz wo bei mir absolut nichts zu hören ist. Dieses Rauschen habe ich als 'Noisefloor' angenommen, die Differenz bildet das SNR.


Vergleich bei 23.4 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -79 -93 14
ML-200 -34 -80 46
ALA-1530S+ -62 -94 32
* Noisefloor bei 34.5 kHz, kein Signal

Das heisst, das trotz des stärkeren Rauschens der ML-200 der Signalpegel deutlich stärker ansteigt und somit das SNR günstiger wird. Das Signal ist erheblich klarer aufzunehmen.



Die gleiche Messung bei 147.3 kHz (DWD Pinneberg), CW 550Hz, ca. 15:20 UTC:

Vergleich bei 147.3 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -72 -95 23
ML-200 -48 -87 39
ALA-1530S+ -64 -97 33
* Noisefloor bei 145.0 kHz, kein Signal

D.h. das auch hier die ML-200 ein besseres SNR bringt. Aber: auch die 23dB vom 12m langen Draht würden völlig ausreichen um das Signal des DWD die meiste Zeit fehlerfrei zu dekodieren.


Und bei 198 kHz, BBC4 Droitwich um 15:30 UTC (AM, 6kHz Filter):

Vergleich bei 198 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -71 -93 22
ML-200 -51 -81 30
ALA-1530S+ -65 -95 30
* Noisefloor bei 206 kHz, kein Signal

Auch wenn das SNR bei beiden Aktivantennen gleich ist, war die Verständlichkeit aufgrund des höheren Pegels bei der ML-200 etwas besser. Allerdings zeigten sich hier leichte Splatter von den daneben liegenden, sehr starken Stationen auf 183 kHz (Europe1) und 234 kHz (R. Luxemburg). Auf dem Draht war die Verständlichkeit kaum gegeben, längeres Zuhören würde hier keinen Spaß machen.

Ähnlich bei Denmarks Radio P5 auf 243 kHz: verständlich mit der ALA-1530S+, gut zu verstehen mit der ML-200, kaum zu verstehen mit dem Draht. Nicht vergessen - das findet ca. 2 Std vor Sonnenuntergang statt, also bei denkbar ungünstigen Bedingungen. Ich werde das nochmal nachts testen, da müsste der Draht besser abschneiden.


Bei den NDBs wiederholt sich das Ergebnis: ALA-1530S+ ok, ML-200 deutlich besser, Draht meist deutlich schwächer. Hier an den beiden NDBs 'FR' (Frankfurt) und 'DIK' (Diekirch im Elsass) gezeigt, beides sicher kein DX, aber zum Demonstrieren gerade recht. Die fetten Signale da links sind 'NKR' und das DGPS Iffezheim, beides gleich hier um die Ecke rum.
Zur klareren Darstellung im Spektrogramm SpectraVue anders konfiguriert: 300kHz Bandwidth, das ergibt eine bessere RBW bei langsamerer Abtastung.


Spektrogramm Langwelle (NDB Signale)








Mittelwelle

Auf Mittelwelle ändert sich was - die ML-200 rauscht sichtbar und hörbar weniger als auf Langwelle. Das wirkt sich noch vorteilhafter auf das SNR aus. Hier ein Bild vom späten Nachmittag, also noch bei hoher Dämpfung durch die D-Schicht. Der RTBF bei 621 kHz oder BR+ bei 801 kHz waren nur an der ML-200 verständlich, an der ALA-1530S+ nicht, am Draht auch nicht.
Was das für ein fieses Rauschen da oberhalb von 800 kHz ist muss ich mal noch erforschen, ich vermute ein Schaltnetzteil oder DSL oder sowas...

Spektrogramm Mittelwelle

Der Unterschied zwischen hören und nicht hören war vorher noch nicht so krass. Es geht hier also nicht mehr um 'schlecht' oder 'besser' hören, sondern um 'überhaupt' oder 'gar nicht' hören =)

Vergleich bei 621 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -68 -81 13
ML-200 -57 -93 36
ALA-1530S+ -65 -82 17
* Noisefloor bei 590 kHz, kein Signal





Kurzwelle

Auf Kurzwelle gucke ich nach den RTTY-Sendern des DWD. Manchmal ist die Beurteilung aufgrund des starken Fadings nicht ganz einfach, aber ich versuche jede Antenne fair zu beurteilen und einen ungefähren Mittelwert zu messen.

Vergleich bei 4583 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -49 -81 32
ML-200 -63 -88 25
ALA-1530S+ -52 -72 20
* Noisefloor bei 4586 kHz, kein Signal

Auf 4.583 MHz fällt die ML-200 ab. Das Rauschen ist zwar auch wieder niedriger, aber auch der Signalpegel. Der Draht liefert - etwa auf gleichem Niveau wie die ALA-1530S+ - das beste Signal, und das für einen Bruchteil des Preises.

Vergleich bei 7646 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -60 -83 23
ML-200 -64 -87 23
ALA-1530S+ -59 -80 21
* Noisefloor bei 7649 kHz, kein Signal

Auf 7 MHz liegen alle drei Antennen etwa gleich, das geringfügig geringere Rauschen der ML-200 mag in kritischen Situationen den Ausschlag für diese Antenne geben.

Vergleich bei 10100.8 kHz
Pegel
[dBm]
Noise
[dBm]
SNR
[dB]
12m Wire -68 -89 21
ML-200 -73 -90 17
ALA-1530S+ -63 -85 22
* Noisefloor bei 10098 kHz, kein Signal

Ähnlich sieht es auf 10 MHz aus, wobei ich mich gerade frage, welche Polarisation die Loops überhaupt haben, und ob ein Vergleich mit einem horizontal gespannten Draht nicht besser wäre. Aber den Platz habe ich leider nicht... Denn der geringe Platz ist es ja gerade der Einen zu den sehr kompakten Aktivantennen treibt.

Noch weiter oben wird es für den preiswerten Draht immer besser. Die Drahtantenne liefert den besten Pegel, das beste SNR liefert die ALA-1530S+, bei der ML-200 verschwindet das beobachtete Signal ('S' Bake auf 16331.8 kHz aus Archangelsk, Russland) fast bis zur Unhörbarkeit im Rauschen. Hier mögen Polarisation und Ausrichtung eine Rolle spielen, aber die gleich ausgerichtete ALA-Loop hört das Signal wenigstens noch.

Russ. Bake 'S' auf 16331.8 kHz


Und so setzt sich das Bild fort. Auf 21 MHz ist im RTTY Bereich noch Betrieb (es ist CQWW RTTY Contest) obwohl das Band schon fast zu ist. Hier zeigt sich dann, warum ich (mangels besseren Antennen) die Wellbrook-Loop behalten sollte. Die liefert als einzige Antenne noch brauchbare Signale. Sowohl die ML-200 als auch der Draht lassen nur noch bei den wenigsten Stationen eine fehlerfreie Dekodierung zu.



Da auf den höheren Bändern auf Kurzwelle nichts mehr zu machen ist (Band zu), beende ich den vergleichstest mal an dieser Stelle. Die VHF-Eigenschaften der ML-200 werde ich in einem anderen Test vorstellen.

Fazit

Die ML-200 ist für Lang- und Mittelwelle nach wie vor das Beste was ich zur Zeit habe, und das bei verhältnismässig geringem Platzbedarf. Das sie nach oben so abfällt werde ich mal mit dem Hersteller besprechen, das war bei dem früheren Modell nicht so deutlich. Das man mit einem Stück Draht und einem 'Magnetic Balun' unter Umständen auch was erreichen kann ist klar. Dazu muss er frei hängen und weg vom Haus (Rauschquelle), das Problem haben magnetische Schleifenantennen nicht so. Die ALA-1530S+ behält ihren Platz erstmal, es gibt doch ein paar Fälle wo sie Vorteile hat. Der Preisunterschied der Aktivantennen zum Draht ist natürlich heftig, aber wenn nur ein kleines Grundstück, ein Balkon oder eine Dachterrasse zur Verfügung steht ist das Geld für die Aktivantennen für SWLs doch gut angelegt.







1 Kommentar:

  1. Hallo Ekki,
    Glückwunsch zum lesenswerten Vergleichstest.
    Wie Du weisst, teste ich auch allerlei Radios und Antennen.
    Auf dem Bild der Antennen fällt mir auf, dass die ALA und die Schleife der ML200 sehr nahe beieinander sind. Das birgt die Gefahr, das sich die Antennen gegenseitig beeinflussen.
    Ich hatte mal dieses Problem mit der DX-One MKII und der ALA1530S+. Diese waren etwa 1m nebeneinander montiert und beeinflussten sich ziemlich stark. Das äusserte sich dadurch, dass die Signale verzerrt und verrauscht waren bei beiden Antennen.
    Nach Vergrösserung des Abstandes auf 2.5m, änderte sich das Bild Schlagartig. Die Signale waren so wie sie sein sollten, klar und sauber.
    Vielleicht hat dieser Umstand die von Dir gemachten Beobachtungen verfälscht.
    Weil mit der ML200 habe ich auf den oberen Frequenzen den besseren Empfang als mit den anderen Antennen.

    73
    Fenu

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