tl;dr:
Vergleich der Wellbrook ALA-1530S+ (350€) mit der Boni-Whip (119€). Die ALA-1530 rauscht weniger und hat im LW Bereich etwas weniger Pegel aber oft das bessere SNR, die Boni-Whip rauscht mehr und hat oft stärkere Pegel. Das Preis/Leistungsverhältnis der Boni-Whip ist hervorragend, die Antenne ist imVergleich zur Wellbrook extrem klein und unauffällig.Notwendige Vorbemerkung:
Ich arbeite bei der Fa. WiMo, wir bieten eine der beiden hier besprochenen Antennen zum Verkauf an. Das legt natürlich einen gewissen BIAS nahe, ich bemühe mich aber um eine möglichst neutrale und faktenbezogene Betrachtung.
Vergleich von Aktivantennen
Seit einiger Zeit verwende ich eine Wellbrook ALA-1530S+ Antenne zum Hören. Vorher hatte ich eine andere, kleine Aktivantenne die schon recht ordentlich war. Aber die Wellbrook war um Klassen besser... Und zwar waren nicht die Signale lauter, sondern das Rauschen schwächer (bei etwa gleicher Signalstärke).Mit anderen Worten - das Signal to Noise Ratio wurde erheblich verbessert. Gerade auf Langwelle habe ich nun NDBs gehört, von deren Existenz ich vorher noch nix geahnt hatte :)
Einen Nachteil hat die ALA-1530S+ allerdings - sie ist recht teuer, so um die 350€ bei Einkauf direkt beim Hersteller in Großbritannien. Dazu kommt dann noch der Versand, durch die nicht zerlegbare Größe der Schleife mit 1m Durchmesser sind das nochmal heftige 50 Euro. Nun haben wir im QRL (WiMo) eine neue Aktivantenne, die Boni-Whip von Bonito. Diese Antenne ist extrem klein und verhältnismässig preiswert (119,00 € im Oktober 2014). Diese beiden Antennen möchte ich vergleichen.
Testaufbau
Die ALA-1530S+ steht bei mir im Garten auf einem ca. 5m hohen Mast, dann folgen ca. 12m Kabel, die DC-Einspeiseweiche und ein Elad ASA-15 Antennen-Verteiler. Als Empfänger nutze ich hier im Test (wie auch sonst meist) den Elad FDM-S2, ein SDR. Die Boni-Whip habe ich auf einem weiteren Mast in etwa 4m Entfernung daneben aufgestellt, gleiche Höhe. Ein Umschalter vor dem Antennenverteiler lässt mich schnell zwischen den beiden Antennen umschalten.Die Kabel sind nicht genau gleich lang, und auch von verschiedenem Typ, aber ich bin der Überzeugung dass das für diesen Vergleich keinen Unterschied macht. Bei Aktivantennen hat man einen so hohen Pegel hinter demVerstärker, dass die Kabeldämpfung auf Kurzwelle kaum was ausmacht.
Ich habe nun verschiedene Signal verglichen und immer zwischen den beiden Antennen umgeschaltet. Dabei kam raus, das die Boni-Whip im Langwellenbereich sehr viel stärkere Signalpegel produziert, allerdings auch stärker rauscht. Das ist meistens problemlos zu verkraften, in Einzelfällen kann es aber sein, dass das bessere Signal-Rausch-Verhältnis der ALA-1530S+ den Unterschied zwischen gut und kaum verständlich ausmacht.
Hier die Messwerte, die Pegel (in dB) wurden grob gemittelt.
Station/Frequenz ALA-1530S+ Boni-Whip
RUB Moscow 66kHz -101 - 74
HGA22 135.43 kHz unmod. carrier - 75 - 55
DDH47 147.3 kHz - 98 - 74
DLF Donebach 153kHz - 47 - 27
NKR 292kHz (NDB, carrier) - 88 - 73
NKR mod sideband quiet - 105 - 90
NKR mod sideband modulated - 92 - 77
France Inter Lyon 603kHz - 48 - 49
Trieste Radio 2624kHz (Sprachspitzen) - 80 - 74
RFI 3965 DRM - 66 - 60
HEB 4250.5kHz - 70 - 60
Radio Serbia Intl. 6100 kHz - 37 - 40
"D" 7039kHz -104 -104
Man sieht, gerade im LW-Bereich liefert die Boni-Whip oftmals bis zu 20dB stärkere Signale. Weiter oben auf Mittelwelle und Kurzwelle sind die Antennenpegel nahezu gleich, die Unterschiede gehen im Fading des Signals unter.
Hier nun ein paar Spektren im Vergleich.
Der Sender des DWD auf 147.3kHz. Oben das Signal der ALA-1530S+, unten die Boni-Whip. Deutlich zu erkennen ist der höhere Rauschpegel (das hellere Hintergundrauschen, blau im Bild). Das fette Signal rechts ist der DLF auf 153kHz. Mit beiden Antennen war das Signal des DWD einwandfrei zu dekodieren.
Die NDB "NKR" auf 293 kHz (CW). Auch hier wieder ist das stärkere Rauschen der Boni-Whip zu sehen, das Nutzsignal war aber entsprechend auch stärker und gut zu verstehen.
Radio France Inter aus Lyon auf 603 kHz (AM). Auf Mittelwelle und höher sind die Signalpegel ähnlich, die Boni-Whip rauscht etwas mehr, so dass das SNR ungünstiger wird. Hier war zum ersten Mal zu beobachten, das die Verständlichkeit des Signales mit der ALA-1530 besser war, einfach nur aufgrund des besseren SNRs.
Radio Triest mit Wetterdurchsagen auf 2624 kHz (LSB). Hier ist die ALA-1530S+ nun endgültig im Vorteil. Das SSB Signal von Radio Triest ist mit der Boni-Whip zwar noch wahrnehmbar, aber kaum noch verständlich - das SNR ist zu ungünstig geworden.
Radio France Intl. auf 3695 kHz (DRM). Das DRM-Signal liess sich von beiden Antennen nicht negativ beeindrucken und konnte gut dekodiert werden. Der DRM-Decoder gab ein SNR von ~12 - 13dB an, das reicht gerade so zum stabilen Dekodieren.
Radio Serbia Intl. auf 6100 kHz (AM). Bei etwa gleichen Pegeln stört das stärkere Rauschen der Boni-Whip etwas. Bei starken Fading-Einbrüchen leidet dann doch die Verständlichkeit etwas.
Das 40m Amateurfunkband von 7000 bis ca. 7150 kHz. Hier zeigt sich deutlich, dass das bessere Signal-Rausch-Verhältnis der ALA-1530 einen auch sichtbar klareren Emfpang bietet. Die SSB-Signale am rechten Bildrand gingen bei der Boni-Whip im Rauschen ziemlich unter,waren aber noch aufzunehmen.
Das 30m Amateurfunkband, der DWD auf 10100.8 kHz in der Bildmitte. Rechts davon das Telegrafie-Pileup von VK9XSP :)
Und hier mal breite Spektren im Vergleich:
Man sieht die deutlich höheren Pegel im LW-Bereich, aber auch das stärkere Rauschen. Weiter oben sind die Unterschiede nicht mehr so gravierend.
Vergleiche auf höheren Frequenzen haben zu so später Stunde nichts mehr gebracht, schon auf 20m war in unseren Breiten kaum noch was zu hören. Vielleicht mache ich am Wochenende nochmal tagsüber einen Vergleich.
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